Text: FELIX BISCHOF
Übersetzung: SONJA KROLL
Eine etwas andere Cartier-Uhr: Die Spannung im New Yorker Auktionshaus war greifbar, als der Auktionator von Christie's im Juni 2017 den Posten Nummer 50 in der Auktion ikonischer und seltener Uhren aufrief. Die klassische Tank-Armbanduhr von Cartier aus dem Jahr 1962 mit dem schwarzen Strukturlederarmband und dem Gehäuse aus 18 Karat Gelbgold erregte mit der Krone aus einem tiefblauem Cabochon-Saphir Aufmerksamkeit. Die Cartier Tank-Armbanduhr hatte aber neben ihrer klassischen Eleganz noch viel mehr zu bieten: Beim Wenden des Zifferblatts nach unten enthüllte eine persönliche Inschrift auf dem Gehäuseboden die ursprüngliche Besitzerin der Uhr: Jacqueline Kennedy Onassis. Bei der Auktion wurde die Uhr schließlich für US$379.500 verkauft - dreimal mehr als der bereits hoch angesetzte Schätzpreis von US$120.000. Jackies Cartier Tank mag wohl die meisten Budgets sprengen. Und doch lässt sich am Erlös dieser Vintage-Cartier-Uhr ablesen, wie beliebt die Cartier Zeitmesser nach wie vor sind. Die Liste der Cartier-Kunden liest sich eben wie das Who-is-Who des internationalen Jetsets. Klar ist, dass es nur wenige Luxuslabels gibt, die Cartier in puncto Tradition und Langlebigkeit das Wasser reichen können.
Louis-François Cartier gründete sein gleichnamiges Unternehmen – ausgesprochen “Kar-tie-eh” – 1847 in Paris. Im Familienunternehmen übernahm 1874 Cartiers Sohn Alfred die Zügel. Unter der Leitung von Alfreds drei Söhnen Jacques, Pierre und Louis wurde der Uhrenhersteller zu einem Unternehmen von Weltruhm. So war es Louis, der die berühmten Pariser Werkstätten der Marke mit der Firmenzentrale in der eleganten Rue de la Paix leitete, während Pierre mit dem US-amerikanischen Firmenarm Manhattan im Sturm eroberte. Die Brand machte sich mit ihrer Kreativität und der fachmännischen Herstellung schnell einen Namen. Einige seiner bekanntesten Designs wurden damals erstmals vorgestellt – inklusive des auffällig farbenfrohen Tutti-Frutti-Schmucks und des Maskottchens der Brand, dem Panther. Gleichzeitig entstanden einzigartige Schmuckstücke für den internationalen Hochadel wie dem Maharadscha von Patiala, dem Herzog von Windsor und später auch Prinzessin Grace von Monaco. Daneben begann Cartier, eine Reihe kontinuierlich erhältlicher Produktkollektionen herauszugeben, darunter die Uhrenmodelle Cartier Santos und Cartier Tank. Bis heute produziert das Label zahlreiche Pieces, die ursprünglich von Louis Cartier designt, aber mittlerweile in immer neuen Ausgaben aktualisiert wurden. Die Cartier-Uhren werden in La Chaux-de-Fonds hergestellt, einer Region im schweizerischen Juragebirge, das für seine Uhrmacherkunst bekannt ist.
Mit seiner dezenten Ästhetik ist das schlanke Design der Cartier Tank ein typisches Produkt des Art Déco. Unter der Leitung von Louis Cartier wandte sich die Brand ab 1904 dieser Stilrichtung zu. Die erstmals 1917 produzierte Tank war von den an der Westfront eingesetzten FT-17-Zweimannpanzern inspiriert: Das Design sollte das kleine Panzer-Cockpit aus Vogelperspektive widerspiegeln. Seitdem ist die Cartier Tank in zahlreichen Versionen neu erschienen, darunter die Tank Americain mit ihrem länglichen Gehäuse. Die charakteristischen Details der Luxusuhr wurden dabei immer beibehalten: Auf den meisten Zifferblättern werden die Stunden mit römischen Ziffern angezeigt, die um die “Chemin de fer” angelegt sind – die geometrischen, schwarz-weißen Doppellinien als Minutenanzeige, die von stählernen Eisenbahnschienen inspiriert sind. Die Uhrzeiger ähneln zwei Schwertern, während die Krone mit einem funkelnden blauen Saphir besetzt ist. Die Cartier Tank Solo – erhältlich als wasserdichtes Stahl-, Rotgold- oder Gelbgoldgehäuse – ist die perfekte Einstiegsoption mit Investitionspotential.
Cartier ist seit Langem für seinen von Großkatzen inspirierten Schmuck bekannt. Der Panther ist eines der bekanntesten Motive des Uhrenlabels. Dabei ist es jedoch eine Armbanduhr, die Cartiers anhaltende Liebe zu den eleganten Wildkatzen auslöste: Die Panthère de Cartier wurde bereits 1914 vorgestellt. Die ikonische Damenarmbanduhr ist mit strahlend weißen Diamanten und schwarzem Onyx in einem komplizierten Muster besetzt, welches das Pantherfell symbolisiert. Unzählige Panther-Kreationen sind seitdem aus den Designstudios von Cartier entsprungen. 1983 zollte das Unternehmen mit der Einführung einer ganzen Uhrenkollektion namens Panthère de Cartier den Wildkatzen weiteren Tribut. Trotz ihrer Beliebtheit bei Cartier-Kunden legte die Panthère in den 2000er Jahren eine kurze Pause ein, bevor sie 2017 neuer und glamouröser denn je aufgelegt wurde. Die Panthère 2.0 gibt es in verschiedenen Größen von 22mm bis 27mm Gehäusedurchmesser und ist in einer Vielzahl von Metallen und Ausführungen erhältlich. Sie wünschen sich eine Diamantuhr von Cartier? Mit der Panthère wird’s möglich. Roségold oder Doppelband? Auch für diesen Geschmack gibt es eine Panthère.
Die Archive von Cartier sind gefüllt mit Aufträgen und Einzelanfertigungen der Marke, wahre Schätze für Adel und High Society gleichermaßen. Denn nicht nur Jacqueline Kennedy Onassis besaß eine Cartier-Uhr. Ganze Generationen von Stars und Sternchen griffen zu einer Cartier, um sich Glanz und Glamour zu verleihen, wie jüngst Nachwuchsschauspieler Timothée Chalamet mit seiner Cartier-Brosche bei den Oscar-Verleihungen 2020, bis hin zu Uma Thurman auf der Met Gala. In den 60er Jahren wurde die französische Filmikone Catherine Deneuve mit der länglichen Armbanduhr Bagnoire abgelichtet. Das Bagnoire-Design, erstmals 1912 von Louis Cartier entworfen, wurde erst kürzlich neu überarbeitet: Das feminine Design ist der Inbegriff einer eleganten Uhr und dazu in verschiedenen Größen und extravaganten Ausführungen erhältlich, wie beispielsweise das Mini-Modell in Weißgold mit Diamanten, getragen an einem dunkelgrauen Stoffband.
Auf der alljährlich von Forbes herausgegebenen Liste der wertvollsten Brands der Welt ist Cartier Dauergast. 2019 stand das Luxusabel auf Platz 64. Mit seiner einzigartigen Geschichte und den unverwechselbaren Designs sowie ihrer modernen Herangehensweise an die Herstellung von Luxusuhren dürfte Cartier sein Unternehmen auf Jahre hinaus zukunftssicher gemacht haben.
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