Von: Nick Carvel
Machen wir uns nichts vor, wer die letzten Monate im Home-Office verbracht hat, für den war die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit irgendwann fließend. Und aus dem Konzept „Zeit“ drohte ohne erinnerungsbildende Erlebnisse eine wabernde Masse zu werden, derer Herr zu werden eine der wenigen Möglichkeiten schien, zumindest einen Teil der Kontrolle über das eigenen Leben zu behalten.
Die Umkehrung des Alltags, wie wir ihn kennen, hat uns nicht nur gelehrt, dass man für ein Meeting nicht unbedingt in den Flieger steigen muss und wie man Sauerteig herstellt, sie gab uns auch Zeit zum Überdenken unserer Prioritäten. Was bedeutet uns wirklich etwas? Was können wir getrost aus unserem Leben streichen? Wem oder was wollen wir in Zukunft unsere Zeit schenken? Wofür wollen wir unser Geld ausgeben? Niemand spricht von Konsumverweigerung (wir sowieso nicht). Aber die Erfahrung der vergangenen Monate brachte in vielen von uns den Wunsch hervor, das eigene Geld in Dinge zu investieren, die langfristig von Wert sind. Und anstatt Trends zu folgen, lieber dem eigenen Herzen.
Modisch gesehen altert kaum etwas besser als eine Armbanduhr. Angesichts der Tatsache, dass wir alle gerade eine bizarre Episode der Menschheitsgeschichte durchleben, die das Leben aller auf den Kopf stellt, ist eine Uhr nicht nur eine solide Investition, sondern, mit Bedacht gewählt, gibt sie auch ein Gefühl von Sicherheit. Aber die Welt der Uhren ist groß. Wo anfangen?
Das Wichtigste zuerst: Suchen Sie eine Uhr für einen bestimmten Anlass? Eine Hochzeit zum Beispiel? Dann überlegen Sie, wie diese Uhr den Anlass überdauern wird, für die sie gekauft wurde. Wie passt die Uhr langfristig zu Ihnen und Ihrem Leben, und nicht nur zu Ihrem Outfit am großen Tag? Im Folgenden finden Sie eine Auswahl zeitloser Armbanduhr-Klassiker, die seit ihrer Markteinführung eine stetig wachsende Fangemeinde verzeichnen. Etwas am Handgelenk zu tragen, das einen daran erinnert, dass die Zukunft noch existiert, fühlt sich gerade jetzt gut und extrem zeitgemäß an.
Als Rolex 1963 seine Daytona-„Rennuhr“ als Konkurrenz zur Omega Speedmaster auf den Markt brachte, gelang es ihr nicht, die Zielgruppe zu erreichen (die geringe Stückzahl, die hergestellt wurde, wurde mit Rabatt verkauft, um Lagerbestände zu reduzieren). Erst als Paul Newman ein „Tiffany & Co“-Geschäft betrat und eine Daytona mit schwarz-weißem Zifferblatt kaufte, drehte sich das Schicksal des Modells, und die Popularität der Uhr begann in die Höhe zu schießen. Als Newmans Daytona 2017 versteigert wurde, war sie mit einem Erlös von 17,8 Millionen Dollar die teuerste jemals verkaufte Armbanduhr. Und auch wenn dieser Rekord mittlerweile überholt ist, war spätestens 2017 der Status der Daytona als moderner Designklassiker manifestiert.
Ein Design, dass Klassiker-Status erreicht, obwohl es einem Jahrzehnt fragwürdiger Moden entstammt, muss ultimativ zeitlos sein. Die 1983 erschienene Panthere de Cartier vereint die besten Stilelemente der 80er, während sie die schlechten auf traumwandlerische Art und Weise umschifft: Die Kultiviertheit und Sexiness einer Nacht im Studio 54 ohne das Haarspray und die Schulterpolster des „Denver Clan“. Das kleine Zifferblatt lässt die Opulenz des Cartier-Klassikers subtil statt angeberisch durchblicken. Dieses spezielle Modell verdankt seine besondere Eleganz einer Überarbeitung mit mattschwarzem Finish über dem Original-Edelstahl und einiger funkelnder, schwarzer Diamanten auf dem Zifferblatt. Der beste Beweis, dass selbst ein Klassiker von kleinen Updates profitieren kann.
Schwer zu sagen, welcher Faktor eine Uhr zum zeitlosen Klassiker macht. aber oft geht damit eine gewisse Einfachheit im Design einher. Und Girard Perregauxs WW.TC von 1966 ist dafür ein Musterbeispiel. Die schlanke, minimalistische GMT-Uhr (eine Uhr mit mehreren Zeitzonen) erntet seit ihrer Markteinführung 1990 den Respekt vieler Uhrmacher dafür, dass sie trotz der vielen Funktionen einer GMT-Uhr nicht überladen wirkt. Was nicht heißt, dass es ihr an Persönlichkeit mangelt, im Gegenteil. Wovon zum Beispiel die Sonnen- und Mondsymbole auf dem 24-Stunden-Ring zeugen. Außerdem erwähnenswert: die Größe. Mit einer robusten Breite von 40 mm, bei lediglich 12 mm Tiefe, fühlt sich die WW.TC solide, aber nicht sperrig an. Kurz gesagt, erfüllt sie das Triple der Zeitlosigkeitskriterien: besonders, schlicht und schlank genug, um geschmeidig unter einer Manschette zu verschwinden.
Es ist erstaunlich, wie viele Modeklassiker ihren Ursprung im Militär haben. Trenchcoats zum Beispiel wurden im Ersten Weltkrieg für britische Soldaten entworfen. Bretonische Streifenshirts wurden in den 1850er-Jahren für Seeleute der französischen Marine hergestellt. Viele Stücke, die in der militärischen Geschichte verwurzelt sind, wurden nach Beilegung der Konflikte, in denen sie ihren Ursprung hatten, nach und nach überarbeitet und neu erfunden, und erlangten im Verlauf dieses Prozesses eine gewisse Zeitlosigkeit.
Bell & Ross ist, seit Gründung 1992, der Luftfahrtgeschichte verbunden. Alle Modelle spiegeln dies wider, insbesondere die typisch quadratische BR-Reihe, die Instrumenten des Cockpits nachempfunden ist. Die BR S vielleicht in der reinsten Form, mit einem Stahlgehäuse und einem minimalistischen Zifferblatt, das sich optisch dem Cockpit annähert wie kein anderes Modell.
Technologie mag wie das Gegenteil von Zeitlosigkeit klingen, aber in einer Welt, in der technologische Innovationen Teil unseres Alltags sind, können wir Klassiker auch unter Gegenständen erahnen, die derzeit futuristisch erscheinen. Während viele traditionelle Uhrmacher zögerten, war TAG Heuer unter den ersten, die 2015 in den Smartwatch-Markt einstiegen. Der Erfolg des ersten Modells führte Anfang dieses Jahres zur Einführung der zweiten Generation von TAG Heuer Connected. Was TAG Heuer in diesem Bereich von der Konkurrenz abhebt, ist nicht nur die Qualität der verarbeiteten Technologie (der hochauflösende Bildschirm ist gestochen scharf), sondern auch das Design. Es kommt einer traditionellen, mechanischen Uhr unglaublich nahe. Schwer und solide, aber nicht massig, sind die gleichen Design-Anlehnungen zu erkennen wie bei seinem nächsten Verwandten, dem Modell Carrera. Im Vergleich zu einer mechanischen Uhr hat sie natürlich entscheidende Vorteile: Fitness-Tracker, Smartphone-Integration, automatische Aktualisierung mehrerer Zeitzonen, usw.. Die Tatsache, dass sie sich an die Art und Weise anpassen kann, wie wir in Zukunft leben werden, ist an sich schon zeitlos.