Der erste Schritt ist geschafft. Sie haben die Einladung zum vielleicht wichtigsten Treffen Ihrer Karriere in der Hand. Die Aufregung steigt. Jetzt stellt sich nur noch eine Frage: Was ziehe ich zum Vorstellungsgespräch an? Setze ich auf klassische Eleganz oder legere Modernität? Angepasstheit oder Individualität? Alles kann richtig sein, alles falsch. Hier erklären wir warum.
Der erste Eindruck zählt
Wissenschaftlichen Studien von Janine Willis und Alexander Tolow von der Princeton University zufolge benötigt das menschliche Gehirn lediglich eine Zehntelsekunde, um ein erstes Urteil über das Gegenüber zu fällen. Ein gepflegtes Erscheinungsbild zahlt sich also aus.
Bevor Sie sich für ein Bewerbungsoutfit entscheiden, gilt es daher, den Dresscode des zukünftigen Arbeitgebers zu knacken. Denn dies ist der entscheidende Faktor bei der Kleiderwahl. Hier ist die Art des Unternehmens entscheidend. Handelt es sich um ein junges, kreatives Unternehmen, bei dem Individualität großgeschrieben wird und die zukünftigen Kollegen Designer wie Jeremy Scott von Moschino verehren?
Oder ist es ein eher traditionelles Unternehmen, in dem traditionelle Werte von Zeitlosigkeit und Form follows Function zählen? Nichts wirkt so klassisch wie eine elegante Jacke von Saint Laurent. Neben den eigenen Recherchen ist eine Nachfrage im Personalbüro hierfür der beste (und einfachste) Weg. Dies zeigt Initiative und Anpassungsfähigkeit. Wenn Sie zweifeln, orientieren Sie sich an Alessandro Michele, Designer bei Gucci, der eine Brücke zwischen seinem minimalistischen Stil und dem klassischen Look des Traditionshauses schlägt und so eine frische Ästhetik kreiert.
Persönlichkeit
Vor allem heißt es, Persönlichkeit zu zeigen und man selbst zu sein. In Grenzen. Denn auch wenn Ihr letzter Einkauf Schätze wie Cropped Flares und schulterfreie Oberteile enthielt, sollte das Outfit fürs Vorstellungsgespräch nicht zu modisch sein – es sei denn, Sie arbeiten in einem höchst künstlerischen Bereich oder in der Mode. Hosen von Jil Sander und schlichte Seidenblusen von Equipment kommen nie aus der Mode. Gleichzeitig sind sie nicht langweilig – wenn sie richtig kombiniert werden. Labels wie Pallas, The Row und Stella McCartney bieten frische Neuinterpretationen von Klassikern wie dem Hosenanzug oder der weißen Bluse. Ihr Bewerbungsoutfit erhält so auf raffinierte Weise das Beste aus beiden Welten.
Sie wollen Ihrem Ensemble eine persönliche Note verleihen? Dann sollten Accessoires ins Spiel kommen. Ein Farbklecks kann ein eher strenges Outfit im Nu auflockern. Mit zweifarbigen Chanel Slingbacks, Bottega Veneta Totes und zarten Schals oder Halstüchern liegen Sie immer richtig, denn wie Coco Chanel bereits so treffend bemerkte: „Mode ist vergänglich, Stil niemals“. Weiterhin sind ausgesuchte Materialien wie Kaschmir, Wolle oder Seide eine gute Idee, da diese Stoffe nicht nur für einen guten Eindruck sorgen, sondern auch das Vorstellungsgespräch überdauern. Sie sind eine wichtige Grundlage Ihrer späteren Bürogarderobe – schließlich möchten Sie über das Bewerbungsgespräch hinaus passend gekleidet sein.
Christian Dior sagte einmal: „Das Geheimnis der Eleganz liegt in der Schlichtheit“. Dieses Credo gilt sowohl für Damen als auch für Herren bei der Frage nach der passenden Garderobe für ein Vorstellungsgespräch.
Farbenspiel
Man mag es kaum glauben, aber selbst die Farbe des Bewerbungsoutfits sagt etwas über den Kandidaten aus. Machen Sie sich daher die Farbpsychologie zunutze. Dieses Thema war nämlich bereits Forschungsobjekt zahlreicher Studien, wie jener der Universitäten Liverpool und Prag. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die sicherste Wahl ist meist Schwarz, es braucht jedoch einen Farbakzent, damit Ihre Erscheinung nicht zu trist wirkt. Wir denken dabei weniger an Iris Apfel als vielmehr an Diane Krüger, denn knallige Töne wie Pink und Orange wirken unseriös.
„Was zieht man zum Vorstellungsgespräch an?“ Diese Frage beschäftigt auch die Herrenwelt. Den Erkenntnissen der Farbpsychologie nach ist Schwarz-Rot eine passende Wahl, Braun hingegen lässt das Auftreten langweilig erscheinen. Bei den Herren ist die Auswahl – und damit das Kopfzerbrechen – in der Regel geringer. Zumindest der Anzug ist definitiv gesetzt. Der Schnitt ist Geschmackssache, der Farbklassiker Schwarz mit Nadelstreifen lässt sich wie bei Brioni dabei optimal zu einem modern schmalen Schnitt kombinieren, um die perfekte Balance zu erreichen.
Haare und Make-up
Sie haben ein passendes Outfit gewählt und stehen jetzt nur noch vor der Frage, wie Sie Haare und Make-up gestalten. Hier gilt in jedem Fall: weniger ist mehr. Wenn Sie eine Kurzhaarfrisur tragen, sollte diese frisch gewaschen und dezent in Form gebracht sein. Für langes Haar empfiehlt sich ein klassischer Pferdeschwanz oder Dutt – eine Frisur, die auch auf den H/W 2016/17 Laufstegen bei Isabel Marant, Balenciaga und Victoria Beckham gesichtet wurde. Männer haben es hier etwas leichter. Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist das A und O. Das Rasieren nicht vergessen, denn Stoppeln kommen nicht gut an.
Die richtige Balance in Sachen Make-up ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Knallige Farben, dicke Foundation-Schichten und künstliche Wimpern passen zu einem Party-Girl, lassen sich jedoch nicht mit der Kleidung fürs Vorstellungsgespräch vereinbaren. Stilikonen wie Alexa Chung und Gigi Hadid machen es vor, indem sie dezenten Lidschatten oder einen schlichten Lidstrich wählen und sich auch bei Rouge und Lippenstift für eine subtilere Farbpalette entscheiden.
Wenn Sie alle Elemente Ihres Outfits fürs Bewerbungsgespräch bedacht haben, gibt es nur noch einen letzten Feinschliff, der garantiert bleibenden Eindruck hinterlassen wird – ein offenes Lächeln.