most viewedDienstag, 10. November 2020

No Gender - Unisex Mode

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Die männlichen wie weiblichen Models bei der Pariser Haute-Couture-Schau trugen silberne Masken. Die bestimmende Farbe war Schwarz, der Stil vollkommen neu und richtungsweisend. 2013 war der Beginn eines neuen Trends: Unisex-Mode. „Für mich ist das Gehirn das Allerwichtigste, und dann erst kommen all die physischen Dinge“, erklärte der Designer hinter der Kollektion, Rad Hourani. Mit diesem Ansatz trifft er genau den Zeitgeist.

 

Unisex-Kleidung – Mehr als ein flüchtiger Modetrend

 

Unisex-Mode wird immer bedeutender. Immer mehr Designer berücksichtigen sie in ihren Kollektionen, auch wenn sie keine durchgängige Unisex-Kollektion erstellen wie Rad Hourani. Doch woher kommt diese Bewegung? Was macht sie aus? Wird sie von Dauer sein oder eine flüchtige Caprice?

 

Unisex-Kleidung ist im Grunde so alt wie die Menschheit. Bereits in der Steinzeit trugen Männer wie Frauen die gleichen Felle. Im Laufe der Zivilisation entwickelten sich jedoch schnell Formen, Damen und Herren über die Kleidung zu unterscheiden.

 

Dass die heutigen Vorstellungen geschlechtsspezifischer Kleidung Änderungen unterliegen, zeigen zwei einfache Beispiele: So fanden sich Absätze, heute der Inbegriff weiblicher Mode, an den Schuhen beider Geschlechter. Man nutzte sie zum Reiten, was ein Pferd, dieses wiederum finanzielle Mittel voraussetzte. Absatzschuhe waren also in erster Linie Statussymbol. Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts verabschiedeten die Männer sich von den Absatzschuhen.

 

Auch die femininen und maskulinen Farbwelten waren nicht immer die von heute. So war Rosa eine klassische Farbe für Jungen. Sie wurde mit Rot in Verbindung gebracht, also jenem Ton, der für Leidenschaft, Blut und Kampf steht. Hellblau hingegen wurde den Mädchen zugeordnet, denn in der christlichen Tradition ist dies die Farbe von Maria.

 

Vom Hosenanzug bis zum androgynen Stil – die Vorläufer der Unisex-Mode

 

Im letzten Jahrhundert sorgte dann vor allem Coco Chanel für ein Umdenken. Die Ikone machte den Anfang mit funktioneller Damenbekleidung. Später sorgte Yves Saint-Laurent für eine kleine Revolution, als er Frauen in den Hosenanzug, „Le Smoking“, steckte. In den Folgejahren war diese Entwicklung jedoch weder konstant noch gleichberechtigt. Von Unisex-Kleidung konnte noch keine Rede sein.

 

Denn zunächst näherte ausschließlich die Frau sich modisch dem Mann an: androgyner Stil à la Agyness Deyn, die erfolgreich für Labels wie Alexander Wang lief. Der New Yorker Designer ist bekannt für seinen urbanen Stil mit starken Sportswear-Elementen. Dies nähert ihn optisch den Modellen der Unisex-Mode an. Denn in der Funktionsbekleidung waren die Unterschiede schon länger wesentlich geringer ausgeprägt. Ein besonders deutliches Beispiel: Ski-Bekleidung. In den gut gepolsterten Anzügen wird oft nur durch die traditionelle Farbgebung klar, ob Mann oder Frau darin Wintersport betreibt.

 

Von Rad Hourani bis heute

 

Von androgyner Mode und Funktionskleidung war es ein logischer Schritt hin zu Unisex-Kleidung. Diesen musste der Mann gehen: In Richtung femininerer Mode … Vorreiter war hier der kanadische Designer Rad Hourani, der eine beeindruckende Kollektion an Unisex-Mode präsentierte, die bleibenden Eindruck hinterließ. Damit stand Unisex-Kleidung endgültig auf der Fashion-Agenda, schnell aufgegriffen von den trendigsten Designern unserer Zeit. Wir werfen einen Blick auf die aktuellen Kollektionen.

 

Telfar

Bei Telfar kommen androgyne Schnitte mit bequemer Sportswear zusammen, die sowohl an der männlichen wie der weiblichen Silhouette gute Figur machen. Hintergrund: Label-Chef und Designer Telfar Clemens will mit seinen Unisex-Designs der Modeindustrie den Spiegel vorhalten und den binären Ästhetikgedanken auf den Kopf stellen.

 

Während die Marke in letzter Zeit vor allem für ihre reduziert-schlichten Shopper in auffallenden Farben bekannt ist, stechen aus der aktuellen Herbst/Winterkollektion die gefütterten Mäntel in schimmernder Optik hervor. Dank langer Ärmel - aber mit Bündchen - passt z.B. der Mantel mit Hoodie in Sweatshirt Optik sowohl Damen wie auch Herren. Ein Paradebeispiel für Unisex-Mode.

 

Rick Owens

 

Radikaler geht es dagegen bei Rick Owens zu, der nicht davor zurückschreckt, seine männlichen Models in eng anliegenden Off-the-Shoulder-Maxikleidern über den Laufsteg zu schicken. Das mag nicht unbedingt alltagstauglich sein, mischt aber gehörig eingefahrene Modevorstellungen auf - und erlaubt es mutigen männlichen Modefans, den Kleiderschrank ihrer weiblichen Freunde zu plündern.

Mit asymmetrischen Designs, die hier mal eine Schulter, dort einen Oberschenkel freilegen, sind die Pieces von Rick Owens auf jeden Fall ein Hingucker. Und in der aktuellen Saison zudem auch farbenfroh: Während Rick Owens bisher wie mit seinen genderless Mänteln eher im weiß-grau-schwarzen Farbspektrum zu finden war, wagt sich der Designer im Herbst/Winter 2020 an Blau und Grün.

 

Toogood

 

Für das britische Modelabel Toogood verbinden die Schwestern Faye und Erica Toogood bereits seit 2013 den Nachhaltigkeitsgedanken mit Unisex-Design. Das Schwesternduo legt größten Wert darauf, dass ihre Pieces nicht nur zeitlos aussehen, sondern auch lange halten. Das dürfte auch für die klassischen Designs wie den Mantel mit verdecktem Reißverschluss aus der aktuellen Kollektion gelten, der mit seinem schlichten Look zwischen asketisch und elegant den Geschmack sowohl von Männern als auch Frauen trifft.

 

Die für Toogood charakteristische Unisex-Geradlinigkeit gilt auch für die anderen Teile der Herbst/Winterkollektion. Das Label beweist dabei, dass androgyne Designs nicht bedeuten müssen, dass weibliche Träger wie ihre Boyfriends aussehen - entscheidend ist, wie man die einzelnen Pieces kombiniert.

 

Raeburn

 

Ähnlich wie bei Toogood setzt sich auch Raeburn für Nachhaltigkeit in der Mode ein. Der britische Designer liebt das Wiederverwenden von Stoffen, wie beispielsweise Fallschirme oder andere militärische Materialien, die seinen Entwürfen eine utilitaristische und Streetwear-Ästhetik verleihen - siehe die klassischen Kapuzenpullover.

 

In der Vergangenheit kollaborierte Raeburn bereits mit der deutschen Reisegepäck-Luxusmarke MCM an einer Unisex-Kollektion, die sich mit nachhaltigen Materialen und High-Tech-Stiffen auszeichnete. Der Unisex-Gedanke und der Rückgriff auf Raeburns Lieblingsstoff ist auch in den aktuellen “genderless” Einkaufstaschen aus der Parachute-Reihe für das Herbst/Wintersaison 2020 umgesetzt worden.

 

JW Anderson

 

Für JW Anderson geht der Unisex-Ansatz auch über die Entwürfe selbst hinaus: Statt die Pieces einzeln in geschlechtergetrennten Schauen über den Laufsteg zu schicken, präsentiert JW Anderson seine Damen- und Herrenlinie in einer einzelnen Show. Und in den aktuellen Kollektionen mischt Anderson nach wie vor den binären Modegedanken gehörig auf und konzipiert seine Pieces als Unisex-Stücke. Das liegt bei Sneakers auf der Hand, trifft bei Anderson aber auch für Kleider und Mäntel zu.

 

Unisex bedeutet bei Anderson keineswegs “schlicht”. Auffällige Muster und Farben sind auch längst in der Herrenmode möglich. Für den Herbst und Winter 2020 besonders schön - die Herren-Dufflecoats im klassischen Karo und mit großer Kapuze, die auch bei weiblichen Modefans derzeit hoch im Kurs stehen.

 

Fazit: Unisex Fashion ist ein Trend, der bleibt, denn traditionell binäre Mode ist längst von der gesellschaftlichen Realität überholt worden, in der die Geschlechtergrenzen verschwimmen, anstatt Männer in Hosen und Frauen in Rücke zu zwingen. Unisex - statt Uniform.

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