Text: LUCY HARDY
Übersetzung: SONJA KROLL
Kunstleder gibt es seit vielen Jahren und unter verschiedenen Bezeichnungen. Eines der frühesten Lederimitate war ein in Deutschland entwickelter Papierzellstoff aus verschiedenen Papierschichten, der zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs als Lederalternative zum Einsatz kam, als der Rohstoffmangel auch die Lederindustrie zum Erliegen gebracht hatte.
Neue Entwicklungen auf der Suche nach dem perfekten Lederersatz folgten und schließlich machte Polyurethan-Kunstleder das Rennen. Die Fashion-Branche hat sich längst des Materials angenommen und Designer lieben seine langlebigen und formbaren Eigenschaften. Aber Kunstleder ist vor allem wegen seiner tierfreundlichen Produktionsweise beliebt. Neben Tier- steht mittlerweile jedoch auch Umweltschutz ganz oben auf der Liste unserer Prioritäten. Und hier schneidet Kunstleder schlecht ab, denn der hohe Kunststoffgehalt des Lederimitats macht dieses Material zu einer Umweltbelastung.
Doch es gibt Alternativen. Während einige Designer immer noch Polyurethan für ihre veganen Taschen verwenden, floriert die Forschung und Kreativität rund um natürliche Alternativen, die echtes Leder glaubhaft imitieren. Dank ständiger Innovationen im Bereich Öko-Stoffe gibt es mittlerweile zahlreiche Materialien, aus denen veganes Leder hergestellt werden kann, darunter Kork, Kakteen, Pilze, die Schalen von Äpfeln und anderen Früchten, sogar Ananas!
Die Vorzüge von veganem Leder liegen auf der Hand: Es wird nicht nur tierfrei hergestellt, sondern bietet auch Umweltvorteile, darunter weniger Verbrauch von Wasser- und CO2 bei der Herstellung. Und da viele Taschen aus organischen Materialien hergestellt werden, heißt dies auch, dass Taschen, die auf Mülldeponien landen, biologisch abbaubar sind.
Beim Einsatz von veganem Leder sind zahlreiche Designer führend dabei, ganz voran Stella McCartney, Telfar und THEMOIRè. Ob Sie selbst überzeugte*r Veganer*in sind oder einfach nur in Ihrem Konsumverhalten umweltbewusster und nachhaltiger sein wollen, wir haben für Sie unsere Auswahl der besten veganen Designertaschen zusammengestellt und erklären Ihnen, wie man diese am besten pflegt.
Zeitreise zurück ins Jahr 2009, eine Zeit, lange bevor der vegane Lifestyle im Mainstream angekommen war und endlose Supermarktregale mit milchfreien Produkten noch ein ferner Traum waren. In jenem Jahr brachte Stella McCartney ihre legendäre Falabella Bag auf den Markt. Als langjährige Verfechterin und Pionierin tierversuchsfreier Materialien und Stoffe brachte McCartney mit ihrer Brand die Falabella als erste vegane Tasche heraus. Die Tote mit Kettendetail gibt es auch als Crossbody- und Mini-Version und ist bereits jetzt eine Legende unter den (veganen) Designertaschen.
Das Label Nanushka wurde 2006 gegründet und gehört zu einer neuen Welle von Designern, die tierfreie Optionen für klassische, zeitgenössische Fashion kreieren. Die Valerie Bag mit ihrer markanten Trapezform ist aus dem unverkennbaren veganen Leder der Brand gefertigt, das sich überall in den Designs von Nanushka wiederfindet - von eleganten Wickelkleidern über Blazer bis hin zur Steppjacke Hide. Das geraffte Design der Valerie Bag verkörpert das coole Ethos der Marke und ist in einer Vielzahl von neutralen Farbtönen erhältlich. Oder Sie wählen einen leuchtenden Ton, der jedem minimalistischen Look einen Hauch von Farbe verleiht.
Schon bei der Gründung schrieb sich das Label THEMOIRè auf die Fahne, mit ihren Designs die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten zu wollen. Entsprechend wichtig ist dem Label die Verarbeitung von nachhaltig und umweltfreundlich hergestellten Stoffen. Dafür greift THEMOIRè bei der Taschenproduktion auf Materialien auf pflanzlicher Basis zurück, darunter der Nopal-Kaktus, Abfälle aus der Apfelverarbeitung, Kork, Bast, recycelte Baumwolle und Eco Fur. Die Bios Clutch ist aus veganem Leder gefertigt, das echtem Leder zum Verwechseln ähnlich ist und sich genauso anfühlt. Auch beim Futter der Bios Clutch hat THEMOIRè auf Stoff aus 100 % recyceltem Material geachtet. Und um Natur und Umwelt zu unterstützen, pflanzt THEMOIRè für jede verkaufte Tasche einen Baum.
Noch einmal zurück zu Nanushka. Eine weitere vegane Kreation des Labels ist die Jen. Mit ihrer eleganten, weichen Form und dem Knoten an der Oberseite zeigt sich diese Tote immer zeitlos und aktuell. Das butterweiche Design gibt es in den klassischen Karamell- und Schokoladenbrauntönen des Labels oder in Minzgrün für alle, die es etwas süßer mögen.
Mehr als zehn Jahre nach der Geburt der Falabella stellte Stella McCartney ihre vegane Schultertasche Frayme vor. Die Frame gehört zur selben Taschenfamilie wie die Falabella, wurde aber mit einer auffälligen, übergroßen Kette aus recycelbarem Aluminium aktualisiert. Diese stylische Tasche hüllt sich in trendiges Dunkelbraun und Sandfarben. Wir freuen uns schon auf die Premiere der Frayme Mylo auf der Paris Fashion Week SS22 vor – die übrigens ihren Namen von dem innovativen Mylo™️-Stoff aus Pilzen hat.
So pflegen Sie Ihre vegane Ledertasche
- Das Äußere Ihrer veganen Ledertaschen wischen Sie am besten nur mit einem feuchten Baumwolltuch ab. Achten Sie jedoch darauf, dass Ihr Tuch nicht zu feucht ist, da veganes Leder sonst eine lange Trockenzeit hat.
- Zwei- bis dreimal pro Jahr tragen Sie am besten ein speziell für veganes Leder hergestelltes Reinigungsmittel auf.
- Vermeiden Sie, dass Ihre Tasche nass wird. Sollten Sie aber doch einmal in einen Regenschauer geraten, trocknen Sie sie auf keinen Fall mithilfe eines Föhns! Heiße Luft kann dazu führen, dass das vegane Leder knittert und reißt. Am besten lassen Sie Ihre vegane Designertasche immer nur langsam an der Luft trocknen.
- Wie jede andere Designertasche sollten Sie auch Ihr veganes Lieblingspiece von direktem Sonnenlicht fernhalten. Bewahren Sie Ihre Tasche in einem Staubbeutel auf und stopfen Sie sie bei Nichtgebrauch mit Seidenpapier aus, damit sie ihre Form behält.