trends & subkulturenMontag, 9. Januar 2017

Hip Hop & Luxury

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Was in den 80er-Jahren noch undenkbar erschien, ist heute gang und gäbe: Stars des Hip Hop entwerfen Mode und Accessoires für Luxusmarken, sitzen bei Laufstegshows in Paris, New York und London in der ersten Reihe und lassen sich in High-End-Labels wie Alexander Wang, Tom Ford und Balmain auf dem roten Teppich ablichten. Bekannte Modemarken haben die Kaufkraft und den Einfluss der Hip-Hop-Community erkannt und empfinden es nicht mehr als Affront, wenn Stars der Szene ihre Produkte tragen oder in Songs erwähnen. Es ist heute kein Widerspruch mehr, dass Labels Hip-Hop-Künstler als Markenbotschafter einsetzen und in Zusammenarbeit mit Rappern Kollektionen entwerfen.

Die Anfänge: lässiger Streetstyle

Dass jemand wie Kanye West Sneakers designt und diese sogar auf dem Laufsteg präsentiert, ist mittlerweile selbstverständlich geworden. Mit den Anfängen des Hip Hop hat diese kommerzielle Entwicklung jedoch wenig zu tun. Die Subkultur entstand in den frühen 70er-Jahren und hat ihre Ursprünge in den afroamerikanischen Ghettos der New Yorker Bronx.

Hip-Hop gilt als eines der ersten Musik-Genres, das sich aus einer Street-Culture entwickelte. In vielen anderen Genres trugen die Interpreten Kostüme oder besondere Outfits, wodurch sie sich von ihren Fans abhoben. Im Hip Hop dagegen unterschieden sich die Künstler äußerlich nicht von ihren Fans, was ihre Glaubwürdigkeit stark erhöhte. In den 80er- und frühen 90er-Jahren bevorzugten Hip-Hopper daher vor allem funktionelle statt luxuriöse Sportswear-Marken: Nike, Adidas, Reebok ... Stars wie Run D.M.C. trugen extra weite Jogginganzüge, und die Kleidung musste so locker sitzen wie möglich. Weitere Favoriten waren Mützen, Oversized-Hemden und Basketball-Shirts.

Dies galt auch für weibliche Hip-Hopper: Im Gegensatz zu heutigen Interpreten, die extrem figurbetonte und knappe Outfits tragen, hielten sich Künstlerinnen wie Missy Elliott oder Mc Lyte bedeckt und inszenierten sich in XXL-Sweatshirts, Jogginganzügen und Bandanas.

Luxusmarken und Bling

Mit dem Einzug des Gangsta-Rap, einem Subgenre des Hip Hop, das Mitte der 80er-Jahre entstand, begannen Hip-Hopper jedoch Kleidung auch als Statussymbol einzusetzen. Wer aus einfachen Verhältnissen kam, konnte sich mit teurer Markenkleidung ein Stück Luxus erkaufen und wenigstens optisch zum Club der Reichen gehören. Besonders in den 80er-Jahren war übergroßer Goldschmuck populär, wie ihn beispielsweise Big Daddy Kane trug.

In den 90er-Jahren entdeckten die Hip-Hopper dann Preppy-Marken wie Tommy Hilfiger und Polo Ralph Lauren. Diese Labels weckten damals wie auch heute Assoziationen an einen Lebensstandard, wie ihn die Hip-Hop-Szene anstrebte. Auch ein gewisser „Bling“ durfte in den 90er-Jahren nicht fehlen. Interpreten wie P. Diddy oder Notorious B.I.G entdeckten Marken wie Gucci, Versace und Moschino für sich und kombinierten edle Seidenhemden und schimmernde Anzüge mit funkelndem Goldschmuck.

Was als Street-Culture benachteiligter Afroamerikaner entstanden war, hatte sich mittlerweile zu einer Mainstream-Bewegung gemausert. In der Anfangsphase des Hip Hop war man von Gemeinschaftsprojekten mit Rappern noch weit entfernt, während man in den 80er-Jahren bereits das Potenzial von Kollaborationen mit Hip-Hop-Stars erkannte. Der erste große Werbevertrag mit einer bekannten Modemarke wurde von der Gruppe Run D.M.C unterzeichnet, die ihrer Lieblings-Sneakermarke Adidas 1986 den Song „My Adidas“ widmete.

Hip-Hop wird kommerziell

In den 90er-Jahren ergriffen einige Hip-Hop-Stars sogar selbst die Initiative und gründeten eigene Modelabels, beispielsweise Daymond John (FUBU) oder Russell Simmons (Phat Farm). Heute reißen sich Modelabels darum, Hip-Hop-Künstler zu gemeinsamen Projekten zu verpflichten. 2008 machte Pharrell Williams auf sich aufmerksam, als er eine Schmuckkollektion für das Luxuslabel Louis Vuitton entwarf. 2009 designte Kanye West eine Sneakerkollektion für die gleiche Marke. Früher sträubten sich Labels dagegen, dass Hip-Hopper ihre Mode trugen und als Statussymbol einsetzten. Heute ist die Kommerzialisierung des Hip Hop allgegenwärtig, und selbst die Vogue scheut sich nicht, Hip-Hop-Stars glamourös zu inszenieren.

Modefans mit Sex-Appeal

Hip Hop als Modetrend hat sich somit von der Street-Culture emanzipiert und beeinflusst die Modeszene weiterhin wie kaum ein anderes Genre. Die Rapper der 80er- und 90er-Jahre wollten mit Marken wie Versace und Gucci vor allem protzen und trugen teure Labels als Zeichen des Reichtums. Die Hip-Hop-Stars von heute sind um einiges modebewusster. Logos werden nicht mehr so offensiv zur Schau getragen, sondern dezenter eingesetzt. Hip-Hopper inszenieren sich als Modeprofis, die nicht nur für ihren Wohlstand, sondern auch für ihren guten Geschmack geschätzt werden wollen. Der Baggy-Look von früher ist figurnahen Outfits gewichen, die Sex-Appeal ausstrahlen. Die beliebtesten Marken sind heute Maison Martin Margiela und Alexander Wang. Man pflegt außerdem enge Kontakte zum Who’s Who der Modeszene.

Unsterbliche Looks

Was das Modebewusstsein der Hip-Hop-Stars angeht, hat sich also einiges verändert, so ist beispielsweise der Sportswear-Look der 80er-Jahre bei Rappern kaum noch angesagt. Jenseits des Genres beeinflussen die Outfits der Hip-Hop-Interpreten aus den 80er- und 90er-Jahren jedoch weiterhin stark die Modeszene. Die aktuellen Mom-Jeans im Used-Look mit hoher Taille wurden schon von Salt-N-Pepa getragen; die allgegenwärtigen, taillenkurzen Oberteile wecken Assoziationen an die Band TLC, und die massive Nachfrage nach Athleisure und Sneakers erinnert stark an den Sportswear-Hype der Hip-Hop-Szene in den 80er-Jahren. Auch wenn die damaligen Interpreten längst aus den Charts verschwunden sind – ihre Looks sind heute wieder gefragt wie nie.

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